Wer kennt ihn nicht - den Programmfehler. Wird ein solcher aufgedeckt, geht nicht selten die Diskussion los, ob es denn nun ein Programmfehler oder etwas anderes, meist nicht näher definiertes ist. Programmierer sind da oftmals erfinderisch, geht es doch um ein Stück der Ehre und natürlich auch um die Sachkompetenz.
Besonders interessant ist der Umgang mit Fehlern in einem Programmierer/Kunden Verhältnis. Da kann der Programmierer nämlich tief in die Sachverhaltekiste greifen und in Erklärungsbereich vordringen, von denen der Normalmensch nicht die geringste Ahnung hat, ausgenommen er befasst sich nebenberuflich mit Themen wie Datenbanken, Transaktionssicherheit etc.
Ein ganz tolles Beispiel aus der Kategorie "Ausrede" ist mir heute beim Lesen der Antwort auf die Kleine Anfrage der FDP an die Bundesregierung mit dem Titel "Auswirkungen der Abwrackprämie" aufgefallen (PDF). Auf Seite sechs gibt es zur Frage, ob Antragsbestätigungen an falsche Adressen versendet worden seien die folgende Antwort:
Fehlleitungen von Eingangsbestätigungen sind nur zeitweise in einem geringen
Umfang von ca. 200 Fällen aufgetreten. Die Fehlleitungen sind darauf zurück-
zuführen, dass im Rahmen eines Serveraustausches der Hauptserver neu ge-
startet werden musste. Dadurch kam es in einzelnen Fällen zu einer doppelten
Vergabe von Antragsnummern. Ein Programmierungsfehler ist damit ausge-
schlossen. ...
Einen "Programmierungsfehler" würde ich bei der mehrfachen Nummernvergabe und dem Durchmischen mit den vorherigen Antragsnummerninhabern zumindest nicht kategorisch ausschließen. Wie es zu diesem offiziellen Statement wohl gekommen sein mag? Ich könnte mir so einen aufgebrachten Regierungsbeamten vorstellen, der sich bei dem beauftragen Dienstleister meldete und man dort - um Schadensbegrenzung bemüht - schnell etwas abstraktes, etwas, was irgendwie im Zusammenhang mit dem Fehler stand, aber eigentlich mehr nach "Höherer Gewalt" klingt, als Erklärung ab gab.
Der Bundesregierung lege ich mal den Wikipedia Artikel zu Programmfehler ans Herz. Die Erkenntniss dürfte durchaus erhellend sein, dass nahezu alles an einer Software, was nicht erwartungsgemäß funktioniert, ein Programmfehler ist. Auf der anderen Seite finde ich es schon sympatisch, dass man meint, dass eben keiner Schuld hat.
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